Systemische Beratung basiert auf der Annahme, dass Personen und soziale Systeme (Organisationen) ihre Realität durch ständige Beobachtungen und Unterscheidungen konstruieren. Diese Unterscheidungen – wie „gut/schlecht“ oder „effizient/ineffizient“ – strukturieren die Wahrnehmung und bestimmen, welche Informationen für Entscheidungen relevant sind. Mit der Zeit entstehen Routinen und feste Denkmuster, die sich durch gemachte Erfahrungen immer wieder bestätigen. Oft bleiben diese Routinen bestehen, auch wenn sie den aktuellen Herausforderungen nicht mehr angemessen sind.
Irritation als Mittel zur Veränderung
In der systemischen Beratung geht es darum, diese festen Denkmuster zu irritieren und zu hinterfragen. Irritation bedeutet, dass die gewohnten Unterscheidungen und Erklärungsmuster gestört werden, damit die Organisation alternative Sichtweisen auf ihre Probleme entwickeln kann. Berater*innen bieten keine fertigen Lösungen, sondern unterstützen die Organisation dabei, ihre eigenen Denkmuster zu reflektieren und neue Optionen zu entdecken.
Fragen,die Berater*innen dabei stellen können:
-Welche Unterscheidungen verwendet die Organisation, um ihre Realität zu konstruieren, und wie beeinflussen diese die Entscheidungsprozesse?
-Inwiefern tragen die bisherigen Problemlösungsstrategien möglicherweise zur Aufrechterhaltung oder Verschärfung der aktuellen Problemlage bei?
-Wie könnten alternative Unterscheidungen neue Handlungsoptionen aufzeigen, die bisher nicht betrachtet wurden?
Vergangene Problemlösungsmuster analysieren
Ein wichtiger Aspekt der systemischen Beratung ist die Analyse der bisherigen Problemlösungsstrategien. Oft tragen gerade die früheren Lösungen unbeabsichtigt zur Verschärfung oder Chronifizierung des Problems bei. Berater*innen hinterfragen, welche Lösungen in der Vergangenheit versucht wurden und wie sie möglicherweise das Problem verstärkt haben.
Fragen zur Analyse von Problemlösungsstrategien:
-Wie haben die bisherigen Lösungen das Problem beeinflusst oder verändert, und welche neuen Probleme sind dadurch möglicherweise entstanden?
-Inwiefern haben vergangene Lösungen das Problem verstärkt oder verfestigt?
-Was wäre anders, gäbe es das Problem nicht? Wer müsste sich dadurch neu positionieren? Wer würde es vermissen?
Neue Optionen sichtbar machen
Durch die Reflexion der bisherigen Denk- und Handlungsmuster wird die Organisation befähigt, ihre Problemlösungsansätze zu erweitern und neue Optionen zu entwickeln, die zuvor unsichtbar waren.
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